Zum Abschluss gibt es ein Fest


In Japan gibt es jetzt Scheidungsfeiern, die den Hochzeitspartys nicht nachstehen. Statt Dankesreden zu halten, erklärt das Ehepaar, warum sie sich scheiden lassen, wie sie ihr Vermögen aufteilen, wer das Sorgerecht für die Kinder bekommt.

Von Susanne Steffen, Tokio

Hiroki Terai ist nach eigenen Angaben Japans erster Scheidungsfeier-Organisator. „Ich möchte Paaren die Möglichkeit geben, ihre Ehe auf eine positive Weise zu beenden”, erklärt Terai. Die Partygäste sind oft die gleichen, die auch schon zur Hochzeitsfeier eingeladen waren – inklusive Eltern und Verwandten. Und natürlich Kinder, falls vorhanden. Auch das Programm orientiert sich an dem Ablauf einer Hochzeitsparty.

Ein Frosch steht für die Zukunft

Doch statt Dankesreden zu halten, erklärt das Ehepaar zu Beginn der Feier, warum sie sich scheiden lassen, wie sie ihr gemeinsames Vermögen aufteilen, wer das Sorgerecht für die Kinder bekommt und alles, was Sie Freunden und Verwandten später sowieso irgendwann einmal erklären müssen. Statt Schulfreunden, die witzige Anekdoten aus alten Zeiten erzählen, geben Freunde mit Scheidungserfahrung Tipps für das neue Leben nach der Ehe. Höhepunkt der Feier ist das Zerschmettern der Eheringe mit einem Hammer. Ähnlich wie beim Anschneiden der Hochzeitstorte hält das Paar dabei den Hammer gemeinsam. Der Froschkopf auf dem Griff steht symbolisch für den Wandel, vor dem das Paar steht. „Kaeru” heisst auf japanisch sowohl „Frosch” als auch „Veränderung”, aber auch „zurückkommen”. Wer möchte, kann die kaputten Ringe anschließend einem Porzellanfrosch ins Maul stecken, damit jeder sein Glück zurückbekommt.

Markt mit Wachstumspotenzial

Die Stimmung sei feierlich, sagt Terai – auch wenn viele Ex-Partner innerlich sehr mit sich kämpfen müssten, wenn sie über die Gründe für das Scheitern ihrer Ehe sprechen. 50.000 bis 60.000 Yen (ca. 450 bis 540 Euro) geben die Paare durchschnittlich für die Scheidungsparty aus. Für mehr als 20 Paare hat Terai seit dem letzten Sommer bereits solche Feiern arrangiert. Etwa 900 Anfragen stapeln sich auf seinem Schreibtisch. Ein Markt mit riesigem Wachstumspotenzial. Beinahe jede dritte Ehe wird in Japan heute geschieden. Nach Angaben des Wohlfahrtsministeriums wurden allein im Jahr 2009 mehr als 250.000 Ehen geschieden – fast doppelt so viele wie vor 30 Jahren. Party-Planer Terai arbeitet mittlerweile auch mit einem Reiseveranstalter zusammen, der „Scheidungsausflüge” organisiert: Die Eheleute fahren in getrennten Rikschas durchs die Tokioter Altstadt und werden vor einem auf Scheidungsfeiern spezialisierten Restaurant abgesetzt.

Virtuell per Handy

Es gibt sogar eine Spielsoftware fürs Handy, mit der man Scheidungen simulieren kann. Nach der Scheidungsparty gehen die Eheleute zum Rathaus, um die Scheidungspapiere auszufüllen. Ein kurzer bürokratischer Vorgang. Nach wenigen Minuten ist die Trennung perfekt. Doch manchmal hat die Scheidungsparty offenbar auch unerwartete Folgen. Mindestens zwei von Terais Kunden haben sich nämlich nach ihrer Scheidungszeremonie überlegt, es doch noch einmal miteinander zu versuchen.

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