Fed lässt Dollar rutschen

Der Dollar ist seit Monaten unter Druck, während der Euro im Kurs zur US-Währung stetig steigt. Grund ist die Geldpolitik der US-Zentralbank, die mit „qualitativen Lockerungen“ Geld in die sich nur mühsam erholende Wirtschaft der USA pumpen will.

Von John Dyer, Boston

Der US-Dollar schwächelt weiter während die Börse erwartet, dass die Federal Reserve Bank erneut Schatzanweisungen aufkauft, um Liquidität für die um den Aufschwung kämpfende amerikanische Wirtschaft bereit zu stellen. Die Erwartung, dass das so genannte „quantitative easing“ kommen werde – die quantitative Lockerung – hat den Dollar zur Wochenmitte auf seinen tiefsten Kurs seit Januar sinken lassen. Gegenüber dem Euro stand der Dollar mit 1,36 so tief wie zuletzt im April.

Steuerung durch Zinshöhe fällt aus

Der schwache Dollar brachte etwas Bewegung an die Märkte, Wall Street verbesserte sich leicht, die Preise von Gold und anderen Metallen stiegen und die Erträge von Staatsanleihen gingen zurück. „Der Dollar ist heute wieder niedriger und es gibt eine Menge Geld da draußen, das in die sicheren Häfen Gold und Silber geht“, kommentierte Michael K. Smith, Präsident von T&K Futures aus Florida am Mittwoch.

In der vergangenen Woche hatte die Fed angedeutet, dass ihre Mitarbeiter bald, möglicherweise schon diese Woche, eine zweite Runde des „quantitative easing“ einläuten werden. Bei dieser „qualitativen Lockerung“ stellt die Notenbank durch den Ankauf von Wertpapieren den Banken oder sogar dem Staat sowie den Unternehmen Liquidität zur Verfügung. Dies ist beinahe das letzte Instrument, das der „Fed“ bleibt, nachdem der Offenmarktausschuss der Zentralbank erst letzte Woche beschlossen hat, den Leitzins bei nahe Null zu belassen. Das klassische Instrument von Notenbanken, durch Zinssenkungen mehr Liquidität und leichtere Kredite zu schaffen, fällt damit auch weiter aus.

Bernanke: Fed muss mehr für Aufschwung tun

In einer Rede an der Princeton University hatte Zentralbankchef Ben Bernanke am Freitag gesagt, die Federal Reserve Bank müsse mehr tun, um die Wirtschaft anzukurbeln. Das schürte die Erwartung, dass die Fed in den nächsten tagen handeln werde. „Obwohl die Finanzmärkte jetzt zum überwiegenden Teil normal funktionieren, hat eine konzertierte politische Anstrengung bisher nicht zu einer Wirtschaftserholung mit ausreichender Stärke geführt, um das hohe Niveau der Arbeitslosigkeit spürbar zu senken“, sagte Bernanke.

Der Ankauf von Wertpapieren durch die Notenbank würde mehr Geld in die Wirtschaft fließen lassen. Die Gefahr dabei ist, dass die Inflation angeheizt wird. Derzeit aber macht man sich in den Vereinigten Staaten mehr sorgen um eine mögliche Deflation. Mit Arbeitslosenrate um die zehn Prozent, einem immer noch schwachen Immobilienmarkt und einer Bevölkerung, die sich nur langsam aus ihren Schulden befreien kann, leidet die Wirtschaft in Amerika unter zu wenig Geldumlauf und nicht unter zuviel.

Diesmal keine Schocktherapie der Fed

Im März hatte die Fed Wertpapiere für rund 1,7 Billionen Dollar (1,3 Billionen Franken/1,7 Billionen Franken) aufgekauft, darunter auch so genannte „toxische“, weil von wertreduzierten oder wertlosen Hypotheken gesicherte, Papiere. Diese „Schockmethode“ sollte die Zinsen senken. Sie hatte einen geringen Erfolg; die Zinsen sanken um etwa ein Prozent.

Dieses Mal sei keine Schocktherapie der Fed zu erwarten, sagte der Präsident der Federal Reserve Bank von St. Louis, James Bullard. Schocktherapie sei nicht optimal und nur unter außergewöhnlichen Umständen angebracht. Die Fed könnte monatlich für 100 Millionen Dollar Wertpapiere kaufen, sagte Bullard. Dadurch würde die Notenbank nicht zu sehr in die Wirtschaft eingreifen und sie sei in der Lage, die Käufe auch plötzlich einzustellen, ohne allzu viel Schaden anzurichten.

Obama drängt China

Der schwache Dollar wird in den Außenbeziehungen der USA zunehmend zum Politikum. Präsident Barack Obama hat China energisch kritisiert, weil es nach seiner Meinung seine Währung künstlich unterbewertet hält. Eine Aufwertung der chinesischen Währung würde viel druck vom US-Dollar nehmen. Zwischen den USA und China hat kürzlich sogar ein kleiner Handelskrieg begonnen, als die USA auf chinesische Kontrollen amerikanische Hühnchenimporte mit Zöllen auf chinesisches Kupfer reagierten.

„Der Grund, warum ich China so wegen seiner Währung bedränge ist, dass diese unterbewertet ist“, sagte Obama kürzlich in Des Moines in Iowa. „Die Leute glauben zumeist, dass sie ihre Währung zu managen, dass unsere Waren dort teurer werden und ihre bei uns billiger.“

Langfristig könne die Kursschwäche dazu führen, dass der US-Dollar seinen Status als „sichere Reservewährung verliert“, warnt Brian Dolan von Forex.com in New Jersey.

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