Harter GM-Kurs zahlt sich aus


Der Börsengang von GM bringt Geld und Zuversicht nach Detroit.  Mit Werksschließungen, Entlassungen und Begrenzung der Gewerkschaftsmacht im Unternehme hat es GM nach dem Bankrott von 2009 geschafft, wieder in die Gewinnzone zu gelangen. Noch aber stehen weitere Sparmaßnahmen an.

Von John Dyer, Boston

Die Wandlung von General Motors von einem amerikanischen Albtraum zu einem amerikanischen Erfolg ist auf eine harte Restrukturierung zurückzuführen, die noch nicht abgeschlossen ist. Der erfolgreiche Börsengang des Detroiter Autoherstellers war nur das erste Zeichen, dass sich diese Neustrukturierung positiv auswirkt.

Im vergangenen Jahr musste GM Insolvenz beantragen. Danach begann ein schmerzlicher Prozess des Gesundschrumpfens, um die Einnahmen und Ausgaben auf ein Niveau zu bringen.

Schließungen und Entlassungen

14 der 47 GM-Fabriken wurden geschlossen, 1300 Vertragshändlern überall in den Vereinigten Staaten gekündigt. GM stellte vier seiner acht traditionellen Automarken ein: Hummer, Pontiac, Saab und Saturn. Das Unternehmen entließ 115.000 Mitarbeiter, das sind 35 Prozent der Belegschaft aus dem guten Geschäftsjahr von 2004.

Der Schrumpfungsprozess war unvermeidlich. Die Wall Street-Krise und ihre folgen für die Wirtschaft legten offen, in welchem Umfang GM viel zu teure Verträge über Sozialleistungen mit der Gewerkschaft abgeschlossen hatte und, wie verfehlt die Modellpolitik mit zahlreichen „Spritfressern“ war, was zu rückläufigen Verkaufszahlen führte.

Wieder Gewinn pro Auto

Die Regierung von Präsident Barack Obama rettete GM mit 50 Milliarden Dollar (36 Milliarden Euro/49 Milliarden Franken), was den Staat zu 61 Prozent zum Eigentümer machte. Auch Kanada beteiligte sich an der Rettungsaktion. Der Plan ging offenbar auf. Die Schulden von GM sanken nach dem Bankrott von 48 auf acht Milliarden Dollar. Früher verlor GM beim Verkauf eines Autos jeweils 4000 Dollar, heute verdient es pro Stück 2000 Dollar.

GM-Finanzchef Chris Liddell sagte vor dem Börsengang: „Mit einem neuen Geschäftsmodell, das sich auf Entwicklung, Produktion und Verkauf der weltbesten Fahrzeuge konzentriert, sind wir wieder fähig zum Wettbewerb. Und wir sind zuversichtlich über die Zukunft des Unternehmens.“

Andere Unternehmenskultur

Allerdings hat der interne Umbau auch die Unternehmenskultur bei GM verändert, die sich erst noch durchsetzen muss. Obama setzte den Telekommunikationsmanager Ed Whitacre als GM-Chef ein. Erlöste den „Automann“ Rick Wagoner ab, der den Autogewerkschaften zu nahe stand und zu viele Schulden machte. Whitacre bleibt Vorstandschef, übergab die Geschäftsführung im September aber an Dank Akerson, zuvor Manager beim Anlageberater Carlyle Group. Auch der neue Finanzchef Liddell kommt nicht aus der Autobranche. Er war zuvor bei Microsoft.

Whitacre kürzte die Sozialleistungen, vor allem bei ausscheiden der Arbeitnehmer, beträchtlich und beteiligte als Gegenleistung die Automobilgewerkschaft UAW am Unternehmen.

Die Veränderungen sowie die bescheidene wirtschaftliche Erholung in den USA und im Ausland haben die Verkaufszahlen kräftig steigen lassen. Bis zum Ende des dritten Quartals hat GM 4,2 Milliarden Dollar verdient. Der Marktanteil konnte bei 19 Prozent in den USA gehalten werden, gegenüber 21 Prozent vor einem Jahr. Dieser Rückgang ist durch die Einstellung von Marken und Reduzierung der Zahl von Vertragshändlern zu erklären.

Zu viel Geld verloren

Noch ist GM allerdings nicht vollständig in ruhigem Fahrwasser. Man werde weitere tiefe einschnitte vornehmen müssen, hat Finanzchef Liddell schon angekündigt. Noch ist unklar, ob weiteren Konzessionären gekündigt wird. Auch ist GM gegenüber dem firmeneigenen Pensionsfonds mit 17 Milliarden Dollar verschuldet.

Solche Belastungen haben schon zu zynischen Kommentaren über die GM-Zukunft geführt: „Der einzige Weg, wie ich GM anfassen würde, ist mit der kalten, toten Hand meines leblosen Körpers“, schrieb Analyst James Early von der Investmentfirma Motley Fool in Virginia. „GM hat mehr Geld verloren, als es während seines ganzen Lebens an Wert für die Aktionäre geschaffen hat.“

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