Moschee neben Ground Zero trifft auf Widerstand

In New York wird heftig gegen Pläne protestiert, nahe dem Ground Zero, dem Ort der Attentate vom 11. September, eine Moschee einzurichten. Ähnliche Vorbehalte gegen Moscheen gibt es USA-weit in einem Land, das traditionell von absoluter religiöser Toleranz geprägt war.

Von John Dyer, Boston

Keine 200 Meter von Ground Zero und dem Mahnmal für die mehr als 3000 Opfer der Anschläge vom 11. September 2001 auf New York und Washington soll eine Moschee entstehen. In New York wird heftig über diese Pläne gestritten. Sarah Palin, die Ex-Kandidatin der Republikaner für die Vize-Präsidentschaft hat sich zur Wortführerin der Gegner gemacht. Gemäßigte

Politiker wie New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg, mahnen zur Toleranz. Der Streit um Moscheen ist nicht auf New York und diesen Anlass beschränkt, es gibt ihn ebenso in Kalifornien oder in Tennessee.

Moslems wehren sich

Traditionell sind die USA ein Land absoluter religiöser Toleranz. Das hat in der Vergangenheit zur Gründung mancher skurrilen Kleinkirche geführt. Moslems, die in ihren Wohngebieten Moscheen einrichten wollten, hatten vor dem 11. September keine Probleme. Seither hat sich die öffentliche Meinung aber offenbar verändert. Die Vertreter der Muslime in Amerika protestieren heftig dagegen. „Jedesmal wenn ein Moslem in der Gesellschaft seinen Kopf hebt, dann gehen die Moslem-Hasser auf ihn los”, sagte Ibrahim Hooper, Sprecher des Rates für amerikanisch-islamische Beziehungen in Washington. Auf die New Yorker Moschee-Pläne bezogen meinte er: „Diese Debatten scheinen in einer Reihe von Menschen den religiösen Eiferer geweckt zu haben.”

100 Millionen teures Projekt

Die Moschee am Ground Zero, wo die beiden Bürotürme „Twin Towers” durch von islamistischen Terroristen gekaperte Flugzeuge zum Einsturz gebracht worden waren, geriet in den vergangenen Wochen in die Schlagzeilen der New Yorker Boulevardpresse, als die Baugenehmigung erteilt wurde. Geplant ist ein 13-stöckiges Hochhaus, für das rund 100 Millionen Dollar an Kosten eingeplant sind. Es soll eine Moschee und ein islamisches Gemeindezentrum beherbergen. Das bisherige Gebäude war durch den Absturz der Terroristenflugzeuge beschädigt worden. Dennoch hatten Moslems dort seither Gebetsstunden gehalten.

Sarah Palin protestiert

Die Moschee wurde zum nationalen Diskussionsstoff, als Sara Palin das Thema aufgriff. Sie wandte sich an „die friedliebenden Moslems” und bat sie, von dem Bauprojekt Abstand zu nehmen, das an dieser Stelle als „Provokation und Stiche ins Herz” verstanden werde. Noch immer seien das Leid und die Trauer um die Attentatsopfer gegenwärtig. Die Ex-Politikerin, die ihre neue Heimat in der konservativen Tea Party-Bewegung gefunden zu haben scheint, rief die New Yorker auf, sich gegen die Moschee an dieser symbolträchtigen Stelle zu wehren. Ihr widersprach Bürgermeister Bloomberg, vom gemässigten Flügel der Republikaner. „Sarah Palin hat das Recht auf ihre Meinung, aber ich teile diese nicht. Die Vereinigten Staaten und New York stehen für Toleranz und Offenheit.”

Zweifel am neuen Imam

Unterstützt wir das Projekt von der Amerikanischen Gesellschaft für Moslem-Förderung und der Cordoba-Initiative, die betonen, viele der geplanten Einrichtungen würden allen Glaubensrichtungen offen stehen. Imam soll Feisal Abdul Rauf werden. Der ist reichlich umstritten, soll Beziehungen zu Terroristen unterhalten. Rauf gehört einer malaysischen Gruppe an, die unter anderem das Blockadebrecher-Schiff vor Gaza finanzierte. Er weigert sich, die Hamas zu verurteilen, die Gaza die Macht hat, aber auf der offiziellen Liste der Terrororganisationen der USA steht. Auch ist unklar, woher er die Millionen für die Moschee bekommt, vermutet werden radikal-islamische Kreise in Saudi Arabien dahinter.

„Er ist nicht der Mann, für den er sich ausgibt”, sagt Deborah Burlingame, deren Bruder Pilot des Flugzeuges war, das die Terroristen ins Pentagon steuerten. „Es gibt zwei Imame Rauf. Den einen anti-israelischen, anti-demokratischen Imam und dann den anderen, freundlichen Moslem, der sagt: Warum sollten wir nicht miteinander auskommen?”.

Proteste auch andernorts

Ähnliche Diskussionen wie in New York gibt es überall in den USA. In Temecula in Südkalifornien protestieren Christen gegen eine geplante Moschee. Pastor Bill Rench von der örtlichen Baptistenkirche: „Wir wollen hier nichts haben, was den Islam ermutigt.” Die Moschee soll ganz in der Nähe seiner Calvary-Kirche gebaut werden. Proteste gegen Moscheebauten gibt es im eigentlich sehr liberalen Massachusetts wie in Tennessee.

„Wir haben die Baugenehmigung beantragt, seit drei Jahren mit den örtlichen Behörden geplant und jetzt auf einmal stehen in den öffentlichen Anhörungen dazu Menschen gegen uns auf”, sagt Imam Mahmoud Harmoush aus Temecula. Wie andere Moslems ist er überrascht von solchem Widertand, den es vor dem 11. September nicht gegeben hatte.

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